Bei den Spielern sehr beliebt: Liverpool-Coach Jürgen Klopp

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Zwischenfazit, die Zweite! Noch konnte Jürgen Klopp beim FC Liverpool ergebnistechnisch nicht durchstarten, doch die Hoffnung an der Anfield Road lebt. Was hat Klopp erreicht, was fehlt noch?

Ein Schuss, ein im Netz zappelnder Ball, kann manchmal alles verändern. Das Tor von Adam Lallana zum 5:4 bei Norwich City in der 95. Minute war einer jener Momente, die den Fußball ausmachen. Was folgte, war eine jener Szenen, die Jürgen Klopp ausmachen.

Der 48-Jährige stürmte auf das Feld und feierte ausgelassen mit seinen Spielern, als hätten sie soeben die Champions League gewonnen. Für diesen Jubel bezahlte Klopp mit seiner Brille, wodurch die Signalwirkung nur noch gesteigert wird. Klopp kommt mit seiner leidenschaftlichen Art an – bei den Spielern wie bei den Fans.

Vorausgegangen war ein Spiel, das Klopps bisherige Zeit an der Anfield Road gut zusammenfasst. Einzelne Geniestreiche mischten sich mit bösen Patzern in der Defensive ab, die Moral stimmte 90 Minuten lang. Aus einem 1:3 machte Liverpool ein 4:3, selbst nach dem Ausgleich in der 92. Minute ließ man nicht locker. Drei Punkte mit Symbolcharakter.

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Kult-Faktor, Ergebniskrisen, Verletzungen

„Er gibt den Spielern ein unglaubliches Gefühl. Man will für ihn laufen. Man möchte für ihn und für die Jungs auf dem Rasen sterben“, sagte Flügelspieler Lallana im November dem „Daily Star“. Klopp impfte den „Reds“ seine Tugenden ein – mit Erfolg.

Schon in Dortmund war der zweimalige Deutsche Meister für seine emotionale Nähe zum Umfeld bekannt. In Liverpool besteht diese seit seiner ersten Pressekonferenz, als er sich als „Normal one“ darstellte. Die Fans lieben ihn für seine launigen Pressekonferenzen, für sein Charisma, für seinen ausgelassenen Jubel, einfach für seine Art.

Doch die Ergebnisse lassen den einen oder anderen zweifeln. Seit Klopps Amtsantritt hat Liverpool in 15 Premier-League-Spielen 22 Punkte gesammelt – der Durchschnitt ist fast identisch zu Brendan Rodgers‘ Ausbeute von zwölf Punkten in acht Partien. Bittere Niederlagen mischen sich immer wieder zwischen geniale Spiele wie dem 4:1 bei Manchester City und dem 3:1 beim FC Chelsea.

Allerdings erwischte Klopp auch einen denkbar schwierigen Start. Von seinem Amtsantritt an spielte Liverpool fast im Drei-Tages-Rhythmus, viel Zeit zur taktischen Vorbereitung bleibt selten. Zudem hat der LFC mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen, muss in jedem Spiel auf eine Menge Qualität verzichten.

Aktuell stehen mit Daniel Sturridge, Philippe Coutinho und Martin Skrtel drei absolute Leistungsträger nicht zur Verfügung, dazu fehlen Divock Origi, Joe Gomez und Danny Ings. In Klopps ersten Spielen konnte er zudem nicht auf Kapitän Jordan Henderson zurückgreifen.

Was sich taktisch verändert hat – und ändern muss

Trotz der schwierigen Umstände sind bereits einige Veränderungen in der Spielweise des Klopp-Teams zu sehen. Durch das aggressive Gegenpressing wurde die Passquote der Gegner durchschnittlich um sieben Prozent gesenkt. Die neue Spielweise grenzt Liverpool klar vom Rest der Liga ab, ist jedoch noch nicht ausgereift.

So entstehen gegen tief stehende Gegner, die gezielt mit hohen Bällen agieren, zu oft Lücken in der eigenen Defensive, die dann zu Gegentoren führen. Noch schwerer wiegt jedoch die extrem ausgeprägte Standardschwäche. Acht Gegentore nach Ecken hat Liverpool unter Klopp bereits kassiert – „gefühlt 98 Prozent“. Vor allem die Abstimmung bei Standards muss sich drastisch verbessern.

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Jahr zwei wird an Ergebnissen gemessen

Die „Reds“ stehen aktuell auf Platz sieben – mit acht Punkten Rückstand auf einen Champions-League-Platz. Was die Ausbeute in der Premier League betrifft, hätte es besser und schlechter laufen können. Manche hegten die Hoffnung, Klopp könne sofort für sichtbaren Erfolg sorgen. Ganz so schnell geht es dann doch nicht.

Aktuell muss der gebürtige Stuttgarter mit dem Kader eines anderen Managers zurechtkommen, mit vielen Verletzten, mit wenig Kontinuität. Wirklich messen kann man seinen Erfolg erst, wenn er die Gelegenheit hatte, die Mannschaft ganz nach seinen Vorstellungen zu gestalten, wenn er selbst Spieler eingekauft und eine Saisonvorbereitung abgeschlossen hat.

Auch im laufenden Transferfenster wird Liverpool nicht hyperaktiv. „Wir haben Geld, aber wir sind hier nicht im Disneyland und sagen: ‚Komm, nimm dir was du willst'“, stellt Klopp klar. Alex Teixeira soll von Shakhtar Donezk kommen – noch ziehen sich die Verhandlungen hin.

Dass schon im nächsten Jahr wieder Champions-League-Musik an der Anfield Road läuft, ist unwahrscheinlich. Dazu fehlt Liverpool aktuell noch die Konstanz. Vereinzelte Höhen lassen die Hoffnung der Fans immer wieder aufleben, doch die Anzahl der Rückschläge ist zu groß. Die Saison 2016/17 dagegen muss auch Ergebnisse bringen, noch mehr von Klopps Handschrift offenbaren und zu einem Top-vier-Platz führen.

Zu erreichen ist auch in der laufenden Saison noch einiges. So spielt Liverpool am heutigen Dienstagabend gegen Stoke City um den Einzug ins League-Cup-Finale. Am 18. und 25. Februar folgt ein hochinteressantes Aufeinandertreffen: Mit dem FC Augsburg in der Europa League.

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